Fasten-Wander-Verein

Fasten-Wandern erfrischt Seele und Gemüt

Der Magen ist seit Tagen leer, doch der Schritt wird immer leichter und unbeschwerter.
Von unser Mitarbeiterin Traudl Brenner.

Man stelle sich unseren Aufstieg zum 820 Meter hohen Erberskopf vor: der Magen schon seit Tagen leer, aber forschen Schritts bergauf stapfend. Zuvor 15 Kilometer Anmarsch. Und danach die ebenso lange Heimkehr. Und trotzdem gut gelaunt. Unmöglich? Hab' ich auch gedacht beim ersten Kontakt mit Fastenwanderern und ihren Erzählungen. Je leerer Magen und Darm, desto beflügelter der Schritt, desto heiterer der Sinn, haben sie behauptet. "Mitmachen", haben sie gesagt, als sie merkten: "Die glaubt das ja doch nicht."

Es ist mir glänzend bekommen
Und so habe ich es eben ausprobiert. Bin mit Erwin Bach aus Ensdorf, der im Saarland die "Mode" des Fastenwanderns kreiert hat, und einer Gruppe von jüngeren und älteren weiblichen und männlichen Wesen im November ins Fastenwander-Abenteuer einge-stiegen. Und kann heute sagen: es ist mir glänzend bekommen. Nicht nur, weil ein paar Pfund dahin geschmolzen sind wie Butter in der Sonne und selbst die etwas zu klein gekauften Jeans vom letzten Jahr wieder perfekt sitzen. Vor allem ist mein Verwundern darüber groß, daß ich Sitz-Mensch die täglichen 25 bis 30 Kilometer ohne größere Beschwer (sieht man vom nachfolgenden Muskelkater ab) geschafft habe.
Ich bin ziemlich sicher: mit vollem Magen wäre es nicht gegangen. 
 
Hunger übrigens habe ich nicht ein einziges Mal gehabt, es haben mich auch selten Gedanken ans Essen geplagt. Das dünne abendliche Gemüsebrühchen - ich hätte es auch nicht gebraucht, es war eher eine gesellige Veranstaltung. Viel trinken allerdings ist Pflicht beim Fasten. Mindestens zwei bis drei Liter am Tag sollten es sein. Die schleppt man bei den Wanderungen mit. Und da geht es dann täglich bis zu acht Stunden über Berg und Tal. Nur kurze Pausen sind eingeplant. Und der Wanderschritt - wie schon gesagt - ist forsch. Schlendern ist nicht erlaubt. Deshalb sollten Leute, die mitmachen möchten, ein paar Wochen vorher schon ein bisschen trainieren. Das erspart den Muskelkater. Wenig geübte Fastenwanderer werden auch schon mal eine Strecke abkürzen. Aber mehr als 20 Kilometer sind alle in unserer kleinen Gruppe täglich marschiert. Mit eben diesen leichten, unbeschwerten Schritt, von dem mir andere berichtet hatten. Und an den ich überhaupt nicht geglaubt habe - bis ich ihn an mir selbst beobachtete.
 
Wichtige Voraussetzungen sind natürlich, wie bei jeder Wanderung: absolut eingelaufene, wasserfeste Schuhe, wetterdichte Kleidung, Regencape, Rucksack. Und Ansprüche an Wohnkomfort sollte man zurückschrauben: Erwin Bach wählt die Unterkünfte nach ihrer zentralen Lage für Wanderungen aus. Da kommt es dann schon vor, daß - wie bei uns jetzt in einer herrlich gelegenen, uralten Mühle im Dhron-Tal im Hunsrück - für 20 Leute nur drei Toiletten zur Verfügung stehen, was gerade in diesem speziellen Fall hinderlich sein kann.

Es ist übrigens nicht nur das Bestreben, Pfunde zu verlieren, das die zehn jungen Frauen und Männer und die paar Älteren zum Mitmachen bewogen hat. Die Jungen zumindest hatten sowieso kaum Übergewicht. Sie wollten vielmehr das Erlebnis "Fasten" mit seinen Auswirkungen auf Seele und Gemüt erfahren, wollten auch beginnende Erkrankungen (der Gelenke zum Beispiel, des Stoffwechsels) in den Griff kriegen, wollten sich wohl auch selbst ihre Leistungsfähigkeit bestätigen.
 
Die Tour regt zum Nachdenken an
Schwer hatten es zumindest zu Beginn Hypotoniker wie ich - bei unsereinem war der Blutdruck zunächst morgens immer stark gesunken. Das hat sich aber bald gegeben. Gegen dieses kurzfristige Fasten (nicht länger als eine Woche) haben wohl im allgemeinen auch die Ärzte nichts einzuwenden. Auf jeden Fall aber gilt für alle Teilnehmer: Wenn die Ernährung anschließend im alten Trott weiterläuft, ist das frühere Gewicht schnell wieder erreicht. Aber das Fasten regt das kritische Nachdenken an - auch über Gewohnheiten und die Möglichkeiten, sie zu ändern.

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